Wenn man an Island denkt, kommen einem Vulkane, heiße Quellen und schwarze Strände in den Sinn… aber es ist so viel mehr: eine Reise, roh und bewegend zugleich.
Man verliert sich im Spiel des Windes, geführt von der atemberaubenden Schönheit der Landschaft. Der Winter ist wohl die beste Zeit, um das Land zu erkunden: ein Licht wie aus einer anderen Welt, Gletscher in unnatürlichen Farben, goldenes Gras, Vulkangestein – erstarrt im Eis.
In zwei Wochen kann man einmal um die Insel reisen. Island ist kein Reiseziel, das man „besichtigt“, sondern ein Land, das man erforscht. Jede Fahrt ist eine Entdeckung, jede Abzweigung eine Überraschung.
Unser Trip beginnt in Reykjavik. Ein Tag reicht, um die Atmosphäre der Hauptstadt aufzusaugen: Fußgängerzonen, bunte Häuser, ein Spaziergang an der Marina entlang. Man sieht die Skulptur „Sólfar“, ein Wikingerschiff, das zur Sonne zeigt, und das futuristische Konzerthaus Harpa mit seinen gläsernen Facetten.
Wenn man die Straße Skólavörðustígur hinaufgeht, erscheint die Hallgrímskirkja – majestätisch und minimalistisch, als sei sie aus dem Fels selbst entstanden. Vom Turm aus hat man einen atemberaubenden Blick über Reykjavik.
Island erzählt dir keine Geschichten – es bringt dich zum Zuhören. Und wenn du genau hinhörst, ist es nicht der Wind, den du hörst… sondern dich selbst.
Marco CamilloniTravel Lover
Entspannung & Entdeckung
Die wohl berühmteste Quelle Islands, die Blue Lagoon, ist aus den warmen Abwässern des Geothermalkraftwerks Svartsengi entstanden. Milchig-blau, voller Silizium, Algen und Mineralien – bei 36° bis 40° wird hier nicht nur der Körper umhüllt, sondern auch die Seele.
Wenn man etwas Zeit hat, kann man sehen wie die Nacht zum leuchten beginnt. Der Himmel öffnet sich, die Nordlichter tanzen – ein fast irrealer Moment, der uns zeigt, wie verbunden wir mit dieser Welt sind.
Ein Stück weiter, die Brücke „zwischen zwei Kontinenten“: Hier in Reykjanes kann man buchstäblich zwischen Nordamerika und Europa spazieren. Island überrascht uns erneut – am Schnittpunkt von Elementen und Kontinenten.
Und das ist erst der Anfang.
Im Herzen von Feuer und Eis
Seit 2021 ist die Halbinsel Reykjanes wieder aktiv. Früher vor allem bekannt durch die Blue Lagoon, finden dort inzwischen spektakuläre Vulkanausbrüche statt – drei in nur zwei Monaten Ende 2023!
Wanderwege führen zu den Lavafeldern des Fagradalsfjall – die Erde scheint dort noch zu atmen. Die Isländer nennen sie „Touristen-Vulkane“, so faszinierend ist das Schauspiel.
Auf dem Weg zum Goldenen Kreis liegt der Krater Kerið, perfekter Kegel, im Winter mit einem zugefrorenen See, umrahmt von farbenfrohem Gestein – wie ein Traum in Mineralien.
Beim Geysir-Feld trifft man auf Strokkur – alle 5 bis 10 Minuten schießt er mit donnerndem Fauchen Wassermassen in die Höhe. Wasser und Stein spielen eine unterirdische Symphonie.
Der Gullfoss, die „goldene Wasserfall“, bildet den majestätischen Abschluss: zwei Kaskaden, donnernd und oft von einem Regenbogen gekrönt.
Und weiter geht’s: Seljalandsfoss, Skógafoss, die schwarze Küste von Sólheimasandur mit ihrem berühmten Flugzeugwrack…
In Island ist jeder Umweg eine Offenbarung.
Verloren in Island
Island – das Königreich der Wasserfälle. Einer der bekanntesten ist der Seljalandsfoss: 60 Meter hoch, fällt er wie ein Vorhang vom Vulkan Eyjafjallajökull. Das Besondere: Man kann hinter den Wasserfall gehen – eingehüllt in Licht und Gischt.
Nicht weit entfernt: Skógafoss – breit, mächtig, fast theatralisch. Man sagt, ein Schatz sei dort versteckt. Ein Griff des Schatzes ist heute im Museum von Skógar ausgestellt.
Und dann: das Schweigen von Sólheimasandur. Man wandert durch eine mondartige Landschaft, bis eine metallische Silhouette auftaucht: das Wrack eines US-Flugzeugs von 1973 – zeitlos, einsam, gespenstisch. Ein Mahnmal des Innehaltens.
Schwarze Sehnsucht
Ein Blick auf den schwarzen Strand genügt, um zu verstehen: Island ist aus Vulkan geboren.Dunkle Klippen ragen senkrecht aus den Wellen, weiße Gischt rollt ans Ufer. Alles wirkt wild, selbst mitten in der Zivilisation.Diese Strände zählen zu den gefährlichsten der Welt – riesige Wellen können alles mitreißen. Also bleibt man stehen und schaut… fasziniert vom Tanz der Wellen, den perfekten Wirbeln, dem Schaum. Diese ersten Tage geben den Ton an: Man ist hier, um zu staunen, sich zu verlieren – und mit der Natur zu leben.
Slow Life
Sobald man diese Szenerie betritt, ändert sich etwas. Das Tempo wird langsamer. Man folgt dem goldenen Gras, den holprigen Pfaden und nach und nach verblasst jede Orientierung. Eine tiefe Ruhe breitet sich aus, als ob die Welt aufhört, sich zu drehen.
In Skaftafell führt uns die Wanderung zum Svartifoss - dem „schwarzen Wasserfall“ - durch eine filmreife Landschaft. Eingebettet in ein Amphitheater aus Basaltsäulen, beeindruckt der Wasserfall durch seine Reinheit und seine raue, fast heilige Umgebung.
Weiter hinten leuchtet ein schwarzer Sandstrand mit Eisfragmenten. Diamond Beach. Diese durchscheinenden Blöcke, die vom Gletscher Breiðamerkurjökull stammen, haben die Zeiten überdauert, bevor sie hier, von der Zeit poliert, angespült wurden. Im Licht glänzen sie wie uralte Juwelen.
Hier dehnt sich die Zeit. Und man erinnert sich daran, zu atmen.
Siebte Kunst
Man glaubt, durch ein Wikingerdorf zu laufen. In Wirklichkeit wurde diese Kulisse für den Film geboren: Holzhäuser, ein gestrandetes Drakkar, orchestrierte Stille. Es wurde für einen nie gedrehten Film von Mel Gibson gebaut und schließlich für die Serie The Witcher - Blood Origins verwendet. Fiktion und Realität verschmelzen hier. Die Phantasie übernimmt die Führung.
Weiter geht es zu den Eishöhlen von Breiðamerkurjökull. Im Winter kann man sie mit einem XXL-Geländewagen erreichen. Die Blue Ice Caves unter dem Gletscher versetzen uns in eine andere Welt: blaue Wände, durchscheinende Bögen, eisige Stille. Man kommt sich vor wie in dem Film Interstellar. Jedes Jahr formt die Natur neue Meisterwerke, die zerbrechlich und vergänglich sind.
Doch hinter der Schönheit steht eine Erkenntnis: Der Gletscher schmilzt. 40 Meter pro Jahr, 110 Meter im letzten Jahr. Das Knacken, das Stöhnen des Eises - alles klingt wie eine Warnung.
Wir gehen zurück, getrieben von Emotionen. Der Wind ohrfeigt, die Kälte beißt, aber die Szenerie ist unwirklich. Die Eisberge treiben wie vom Wind geformte Klingen. Und am Ende des Weges, unter einem klaren Himmel, sind wir allein.
Allein vor der Schönheit, allein vor unserer Wirkung, allein vor der Welt.
Land der 1000 Wasserfälle
Auf der Straße nach Norden wird alles still. Die Landschaft ist weiß, unendlich, mondähnlich. Man fährt durch eine gefrorene, hypnotische Szenerie, wie zwischen Himmel und Fjorden schwebend. Nichts bereitet dich auf das vor, was Island dich hier fühlen lässt. Jede Umleitung, jedes Licht - es ist ein Moment der Gnade.
Fernab von Reiseführern ist es oft der Instinkt, der unsere Schritte lenkt. Und manchmal, ohne Vorwarnung, offenbart sich die Natur in ihrer ganzen Pracht. Island kann rau sein, aber es belohnt diejenigen, die es wagen, sich weiter hinauszuwagen.
Die Wanderung zum Hengifoss im Nordosten ist ein Beweis dafür. Einer der höchsten Wasserfälle des Landes (118 m), der sich in einem Amphitheater aus rot gestreiftem Basalt erhebt. Die Millionen Jahre alten Schichten erzählen die Geschichte einer Welt, die von Feuer und Zeit geformt wurde.
Ein Spaziergang hier ist wie das Lesen einer lebendigen Seite der Erde.
Komfortzone
Sich selbst verlieren. Manchmal beim Suchen, manchmal beim Finden. In Island ist das fast unvermeidlich - und essentiell. Dieses Land offenbart sich denjenigen, die es wagen, sich hineinzubegeben. Erkunden, zurückkehren, neu entdecken ... weitergehen, um mehr zu spüren.
Wir haben uns entschieden, umzukehren. Nicht, um es noch einmal zu tun, sondern um anders zu empfinden. Dann treibt uns eine innere Stimme weiter - aus unserer Komfortzone heraus. Richtung Silfra, dem Riss zwischen zwei Welten: Amerika und Europa.
Hier zu tauchen ist einzigartig. Unwirklich reines Wasser, eiskalt, aber klar, mit einer Sichtweite von bis zu 100 Metern. Geschützt durch einen Doppelanzug taucht man in eine blaue Kathedrale ein: Silfra. Eine 100 Meter lange und 63 Meter tiefe Spalte, die von der Zeit und dem Eis geformt wurde.
Ein Moment, der in der Schwebe ist.
Zwischen zwei Kontinenten, zwischen zwei Atemzügen.
Heiß und kalt
Wir wollten nach Reykjadalur, dem berühmten Heißwasserfluss hoch oben in den Bergen... aber Schnee und Wind hatten das letzte Wort. Schlecht ausgerüstet kehrten wir um - nicht schlimm. Ein anderer Ort wartete auf uns.
Hrunalaug, eine kleine natürliche Quelle, die in einer ruhigen Umgebung eingebettet ist. Drei Becken, mehr nicht. Aber diese bukolische Kulisse, weit entfernt von den Menschenmassen der Blue Lagoon, schenkte uns einen schwebenden Moment. Allein im warmen Wasser, mit Blick auf die schneebedeckten Hügel. Die Stille. Der wahre Luxus.
Dann ein Szenenwechsel: Kurs unter die Erde, in den Lavatunnel von Raufarhólshellir, westlich von Reykjavik. Eine unterirdische Welt, die aus dem Feuer entstanden ist. Vulkangestein, wechselnde Farben, absolute Stille. Eine leidenschaftliche Führerin erzählte uns die Geschichte des Ortes - und seine Geheimnisse: Hochzeiten, Dreharbeiten, Legenden.
Wenn man hier in absoluter Dunkelheit spazieren geht, taucht man in die Eingeweide Islands ein.
Eine rohe, mineralische, unvergessliche Erfahrung.
Der Berg Kirkjufell
Die Route 1 ist das Rückgrat Islands. Sie ist das Äquivalent zur Route 66 - nur wilder, rauer und schöner. Man verbringt Stunden auf ihr, hypnotisiert von der Szenerie. Es ist nicht das Wetter, das das Fahren schwierig macht - es ist die Landschaft. Es ist unmöglich, nicht alle fünf Minuten anhalten zu wollen.
Im Osten verläuft die Straße zwischen Ozean und Gletscher. Im Westen färbt sich das Land in Grau, Gold und Nichts. Hier zu fahren bedeutet, in eine wunderbare Leere zu fahren. Das Auto wird zu einem Zufluchtsort, einem Überlebenswerkzeug, einem mobilen Beobachtungsposten.
Dann, nach einer weiteren Kurve, taucht der Berg Kirkjufell auf. 463 Meter Anmut, gepflanzt an der Küste des Ozeans in Grundarfjörður. Symmetrisch, fast unwirklich, ist er einer der meistfotografierten Orte Islands - und Kulisse für die Serie Game of Thrones, alias Arrowhead Mountain.
Ein mythischer Gipfel am Ende einer Straße, die einem Traum gleicht.
Epilog - Island als Ganzes
Es gibt Reisen, bei denen man ein Häkchen setzen kann. Und dann gibt es Island. Ein Land, das man nicht besuchen kann, sondern das sich einprägt. In den Augen, in der Haut, in der Seele.
Man kehrt verändert zurück. Nicht, weil man Vulkane, Aurora oder Wasserfälle gesehen hat. Sondern weil man etwas berührt hat, das größer ist als man selbst. Die Stille. Der Atem. Die volle Leere. Und dieser seltene Moment, in dem die Außenwelt einen zwingt, nach innen zu schauen.
Island nimmt Sie nicht an die Hand.Es stellt Sie auf die Probe. Aber wenn Sie sich darauf einlassen, bietet es Ihnen das, was nur noch wenige Orte zu geben wissen: Das Gefühl zu existieren, voll und ganz, hier und jetzt.
Und wenn der Wind nachlässt, wenn das Licht weicher wird ... versteht man, dass es vielleicht der beste Weg war, sich selbst zu finden, wenn man sich hier verlor.
We love to travel: Maßgeschneiderte Rundreisen für echte Abenteuer
Bei We love to travel ist jede Reise einzigartig, nach deinen Wünschen gestaltet und maßgeschneidert. Mit fundiertem Wissen über jedes Reiseziel erstellen wir exklusive Routen für authentische Erlebnisse. Vergiss die klassischen Wege und entdecke die Welt auf deine Weise.